Generation Europe – The Academy ist ein internationales Netzwerk von Organisationen der Jugendarbeit und ein Förderprogramm für europäische Zusammenarbeit. Die Projektphase 2021-2025 wurde vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk e.V. (IBB) entwickelt und umgesetzt. Sie basiert auf einem vom IBB implementierten Netzwerk europäischer Träger der Jugendarbeit und Jugendorganisationen, dessen Ziel es ist, jungen Menschen Internationale Jugendarbeit zugänglich zu machen – unabhängig von Herkunft, ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen oder Bildungshintergrund.
Die Stiftung Mercator hat Generation Europe – The Acacemy in den Jahren 2021-2025 mit einer Fördersumme von 4.990.400 Euro unterstützt. Durch die Akquise weiterer Fördermittel belief sich die Gesamtfördersumme für den Zeitraum auf mehr als 9.000.000 Euro. Als wesentlicher Förderer hat die Stiftung Mercator den Verein transfer e.V. damit beauftragt, über den Zeitraum von 2022 bis 2025 die Effizienz und Wirksamkeit des Programms im Rahmen einer formativen Evaluation zu prüfen. Die Evaluation wurde von Dr.in Helle Becker, Expertise & Kommunikation für Bildung, durchgeführt. Das IBB und die Netzwerkpartner streben eine Verstetigung von Generation Europe – The Academy über die aktuellen Projektfinanzierungen hinaus an.
Über den Evaluationszeitraum hinweg beteiligte Generation Europe – The Academy 42 Partnerorganisationen aus 14 Ländern sowie fast 2.000 aktive junge Menschen und Fachkräfte. Insgesamt fanden mehr als 2.200 lokale Aktivitäten und 45 trilaterale europäische Jugendbegegnungen statt. Begleitend trafen sich die Beteiligten zu mehr als 30 internationalen Vernetzungstreffen und Fachkräfte-Fortbildungen sowie in zahlreichen Arbeits- und Kompetenzgruppen, die Materialien für die Internationale Jugendarbeit erarbeiteten.
Generation Europe – The Academy konnte zeigen,
- dass und mit welchen Methoden Jugendarbeit konsequent partizipativ realisiert werden kann,
- dass es gelingen kann, europäische Zusammenarbeit in der Jugendarbeit auf einer gemeinsamen Grundlage umzusetzen, wie Internationalisierung die Qualität lokaler Jugendarbeit verbessern kann,
- und vice versa: wie die Qualität Internationaler Jugendarbeit durch eine Einbettung in lokale Jugendarbeit gesteigert werden kann,
- wie Demokratiebildung (Democratic Citizenship Education) in der (Internationalen) Jugendarbeit gewinnbringend umgesetzt werden kann,
- dass und wie Jugendliche von diesem Konzept profitieren können.
So werden viele erreicht
Generation Europe – The Academy erreichte im Evaluationszeitraum viele Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren, die noch nie zuvor an einer Freizeitaktivität der lokalen Jugendarbeit teilgenommen hatten: Die Erhebungen zu verschiedenen Zeitpunkten ergaben hier Anteile zwischen 36 und 52 Prozent. Die Zusammensetzung der Jugendgruppen war sehr heterogen. Jugendliche mit Migrationsgeschichte, ohne akademischen Werdegang sowie solche mit Eltern, von denen niemand eine weiterführende Schule oder Hochschule besucht hatte, waren adäquat oder überrepräsentiert. Viele kamen aus Orten und Regionen mit nur wenigen Angeboten. Den meisten Jugendlichen, die noch nie mitgemacht hatten, fehlten zuvor vor allem Informationen über Angebote.
Hier waren die lokalen Projekte mit ihren Outreach-Methoden erfolgreich. Ein wichtiger Faktor waren dabei die „Ambassadors“, jugendliche Peers, die aktiv in der Community geworben haben und Einladungen zu Gruppenaktivitäten und zur Teilnahme an Jugendbegegnungen aussprachen. Die im Förderzeitraum steigenden Teilnahmefrequenzen zeugen davon, dass die Jugendlichen, einmal beteiligt, überwiegend aktiv blieben.
Die Beteiligung der Jugendlichen an den lokalen Aktivitäten war auch ein Weg zur Teilnahme an internationalen Jugendbegegnungen. Eine große Mehrheit der Jugendlichen, die im Rahmen von Generation Europe – The Academy aktiv geworden sind, berichten davon, dass sie von Ambassadors, Freund*innen, Bekannten oder Fachkräften der Jugendarbeit auf die Jugendbegegnungen aufmerksam gemacht wurden.
82 Prozent der in den lokalen Projekten engagierten Jugendlichen nahmen auch an den internationalen Jugendbegegnungen teil, zwischen 67 und 82 Prozent zum ersten Mal überhaupt. Auch hier waren viele Jugendliche dabei, die laut anderer Untersuchungen häufig nicht beteiligt sind. So hatte die Zugangsstudie zum internationalen Jugendaustausch bereits 2019 gezeigt, dass formal niedrig gebildete junge Menschen den kleinsten Anteil an den Teilnehmenden von organisierten Auslandsaufenthalten ausmachen. Generation Europe – The Academy konnte bestätigen, dass es nicht an mangelndem Interesse liegt, wenn Jugendliche seltener an Angeboten mit europäischer Dimension teilnehmen. Ähnlich wie es Ergebnisse der Zugangsstudie nahelegen, hat sich gezeigt, dass eine bloße Information allein nicht ausreichend ist, um Jugendliche zu einer Teilnahme zu bewegen. Wichtig ist, dass den Informationen getraut wird und gleichzeitig zielgruppengerecht eventuellen Ängsten und Bedenken durch Vertrauens- und Beziehungsarbeit entgegengewirkt wird.
So gelingt (Internationale) Jugendarbeit
Generation Europe – The Academy hat gezeigt, dass Internationale Jugendarbeit erfolgreich ist, wenn sie partizipativ organisiert und in lokale Jugendaktivitäten eingebettet ist. Zentrale Erkenntnisse sind:
“I felt very confident in the new company of my groupmates. Everyone was nice, understanding and helpful.”
Lokale Jugendarbeit kann durch ihre Gruppenstrukturen dazu beitragen, bekannte Partizipationshürden zu überwinden. In der Gruppe können alle in unterschiedlicher Weise zum Gelingen eines Projekts beitragen. Die Gruppenmitglieder können sich gegenseitig unterstützen und ermutigen. Im Rahmen von Generation Europe – The Academy lernten Jugendliche in einer Gruppe zusammenzuarbeiten, wurden mutiger und selbstbewusster und konnten sich für wichtige soziale und politische Anliegen einsetzen.
“The project helped me to accept myself and to be able to speak my mind.“
Werden die Themen, Formate und Methoden der lokalen Aktivitäten von den Jugendlichen selbst bestimmt, fördert dies Selbstwirksamkeitserfahrungen und Selbstvertrauen in das eigene Handeln. In den Projekten, die sich auf Prinzipien der nonformalen Bildung stützten, setzten die Jugendlichen die Themen, wählten die Form ihres Engagements und beteiligten sich an der Erstellung von Materialien. Sie bereiteten die internationalen Jugendbegegnungen vor und wirkten an der Umsetzung mit. Erfahrungen in der Gruppe, Anerkennung durch die Fachkräfte, eine offene Atmosphäre und wachsendes Zutrauen in das eigene Vermögen führen zu vermehrter und häufigerer Beteiligung.
„From me to the world, yeah?”
Ein zentraler Aspekt im Konzept von Generation Europe – The Academy war es, den Zusammenhang zwischen lokalen Aktivitäten und ihren jeweiligen europäischen Dimensionen herzustellen. Durch den Kontakt zu den Partner-Jugendgruppen im Ausland wurde deutlich, dass Jugendliche in Europa gemeinsame Themen, Erfahrungen und Interessen haben. Auch außerhalb der Jugendbegegnungen hielten die Jugendlichen Kontakt zu ihren internationalen Projektpartnern. Sie schickten sich Texte, Fotos und Videos, und planten gemeinsam die nächsten Treffen. Die europäische Zusammenarbeit erweiterte ihren Horizont und trug zu einem europäischen Wir-Gefühl bei.
“I realized how many of my problems can be similar to young people in other countries.”
Der Ansatz, Active European Citizenship zu fördern, stellt die politischen Anliegen Jugendlicher in den Mittelpunkt. Junge Menschen wurden ermutigt, für ihre Belange einzustehen, sie öffentlich zu machen und in die Politik zu bringen. In diesem Kontext implementieren Jugendliche Aktivitäten zu den Themen Diversität, Inklusion, Rassismus, Menschenrechte, Geflüchtete, Umwelt und Nachhaltigkeit, Tierschutz und Veganismus, Gender und LGBTQ+, Wahlen, Krieg in der Ukraine, Generationenverhältnis, Kultur, Bildung, psychische Gesundheit und Unterstützung von Jugendarbeit. Die Themen wurden in Workshops, Treffen, Seminaren, Diskussionen, Spielen, Recherchen, Projekten, Exkursionen, Demonstrationen, Petitionen, Politikgesprächen, öffentlichen Aktionen und nicht zuletzt europäischen Jugendkonferenzen bearbeitet.
So wirken Peers
Die Zugangsstudie hat die Rolle von Vertrauenspersonen für die Internationale Jugendarbeit belegt: Personen des persönlichen Umfelds, Vertrauenspersonen und andere Role Models können Impulse für eine Teilnahme geben. Sie helfen dabei, eventuelle Bedenken, mangelndes Zutrauen oder andere Teilnahmehürden zu überwinden. Im Rahmen von Generation Europe – The Academy sind junge Leute, die bereits an Aktivitäten der Jugendarbeit und an Jugendmobilitäten teilgenommen hatten, zu „Ambassadors“ ausgebildet worden. Die Ambassadors organisierten lokale und nationale Veranstaltungen mit Jugendlichen aus der Region, Fachkräften und Politiker*innen, um das Programm, das Peer-Konzept und die lokalen Aktivitäten der Jugendgruppen zu präsentieren. Das Peer-to-Peer-Konzept hat dazu beigetragen, Jugendliche für die lokale Jugendarbeit zu gewinnen, jugendliche Themen in den Mittelpunkt zu stellen, wo nötig Safe Spaces zu organisieren und Zugangshürden zur Teilnahme an den internationalen Jugendbegegnungen abzubauen. Die jugendlichen Ambassadors selbst machten wichtige Erfahrungen, die ihre individuelle Entwicklung und den Aufbau von Kompetenzen förderten. Für die lokalen Jugendgruppen und die Träger trug das Konzept zur Nachwuchsförderung bei, weil einige der Ambassadors in die (professionelle) Jugendarbeit hineinwuchsen.
So hilft europäische Zusammenarbeit
Europäische Zusammenarbeit erweitert den Horizont, schafft neue Perspektiven auf lokale Themen und fördert europaweites, solidarisches Engagement für Demokratie und Menschenrechte. Begleitet von Fachkräften haben die Jugendlichen im Rahmen von Generation Europe – The Academy internationale Jugendbegegnungen in europäischer Zusammenarbeit gemeinsam geplant, vorbereitet und organisiert. Damit bot das Programm ihnen eine internationale Plattform für ihre politischen Themen. Die in europäischer Zusammenarbeit entstandenen Methoden und Materialien geben Anregungen für eine lokale Jugendarbeit in verschiedenen Ländern und stärken so den Common Ground von Youth Work in Europa.
So geht Active Citizenship in Europa
Active Citizenship und Civic Education standen im Mittelpunkt von Generation Europe – The Academy. Lokale wie europäische Aktivitäten ermöglichten partizipative, demokratische Erfahrungen, sie förderten das politische Wissen und das reflexive Bewusstsein in Bezug auf Demokratie und politische Zusammenhänge im jugendlichen Alltag. Der Ansatz konnte Möglichkeiten eines lokalen und europaweiten, solidarischen Engagements für Demokratie und Menschenrechte aufzeigen und eine lokale und europäische Öffentlichkeit für die politischen Anliegen Jugendlicher schaffen. Die im Netzwerk erarbeitete Handreichung „Discussing Civic Education. Handout on Different Understandings of the Term and Common Solutions” zeigt, dass es bei aller konzeptuellen Vielfalt gelingen kann, eine gemeinsame Idee von Civic Education und Active Citizenship Education in Europa zu entwickeln.
Das hat es gebracht
“It really changed my life to the better and helped me to grow and explore things that before seemed impossible. It was a dream come true that I hope I can repeat again.”
Jugendliche, die Erfahrungen im Rahmen von Generation Europe – The Academy machten, berichteten von persönlichen Entwicklungsschritten: Sie haben gelernt, mit anderen zusammenzuarbeiten, sind mutiger und selbstbewusster geworden. Sie haben viel über Politik gelernt, und darüber, wie man sich für wichtige gesellschaftliche Themen einsetzen kann. Eine überwältigende Mehrheit der Jugendlichen – zwischen 71 und 94 Prozent – hat Lust bekommen, sich auch in Zukunft in der lokalen Jugendarbeit und in internationalen Jugendbegegnungen zu engagieren.
Für die beteiligten Organisationen hat sich im Rahmen des Programms gezeigt: Gemeinsame Prinzipien, die eine konsequente Subjektorientierung in den Mittelpunkt stellen, die internationale Vernetzung, das Fachkräfte-Trainingsprogramm sowie die gemeinsame Entwicklung von Methoden und Materialien haben zum Capacity Building und zur Nachwuchsförderung in der Jugendarbeit beigetragen. Eine Besonderheit ist, dass die im Evaluationszeitraum entstandenen Handreichungen von jungen Leuten für junge Leute sowie aus der Praxis für die Praxis erstellt worden sind. Dies macht sie attraktiv für Jugendgruppen, die keinen Zugang zu Fachmaterial haben, sowie für Jugendliche in Ländern, in denen Fachmaterial fehlt.
Das braucht man
Erfolgreiche lokale und internationale Jugendarbeit braucht langfristige Absicherung zum Aufbau von nachhaltigen Partnerschaften, Strukturen und Ressourcen. Sie schafft die Voraussetzungen für verlässliche lokale Jugendarbeit und mehr Möglichkeiten für internationale Begegnungen. Generation Europe – The Academy konnte nur erfolgreich sein, weil die Förderbedingungen Partizipation und Flexibilität zuließen, und die fünfjährige Laufzeit der Projektfinanzierung neue Ideen, Lernprozesse und Entwicklungen ermöglichte.
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