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Jugendarbeit am Limit

Bessere Bedingungen für die Jugendarbeit, um die Demokratie in Europa zu bewahren – das fordern Fachkräfte europäischer Jugendeinrichtungen und Jugendliche aus 14 Ländern. Auf dem European Youth Work Symposium haben sie sich mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung getroffen. Das Motto der Veranstaltung: Brücken bauen, Barrieren überwinden.

Wer am 28. Oktober 2024 die internationale Veranstaltung in Dortmund besuchte, wurde zunächst von einer bunten Ausstellung begrüßt. Antidiskriminierungsaktionen in Spanien und Ungarn, ein Ökofestival in Polen, eine Kampagne für mehr Lebenspraxis im Schulunterricht in Deutschland: Insgesamt 31 solcher Best-Practice-Beispiele haben europäische Jugendgruppen im Foyer des „Dortmunder U“ präsentiert.

Tolle Projekte, große Probleme

Also alles in Ordnung im Bereich der Jugendarbeit? Leider nicht, sagt Jocelyne Jakob, Geschäftsführerin des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks e.V. Der in Dortmund ansässige Verein koordiniert seit mehr als 15 Jahren Netzwerke und Förderprogramme für die Zusammenarbeit europäischer Jugendeinrichtungen. „Was die Jugendlichen auf die Beine stellen, ist grandios“, sagt Jakob. „Aber viele Organisationen, die das alles ermöglichen, sind am Limit. Steigende Kosten, knapper werdende Budgets und fehlende nachhaltige Strukturen machen uns enorm zu schaffen.

Angesichts von Arbeitsüberlastung und fehlender Unterstützung verließen immer mehr Fachkräfte das Arbeitsfeld, berichtet Jocelyne Jakob. „In diesem Jahr mussten zwei unserer Partnerorganisationen aus dem Netzwerk von Genration Europe – The Academy aussteigen und diese Art der Jugendarbeit einstellen.“ Auch der Rest des Programms, das lokale Projekte und europäische Vernetzung in mehr als 40 europäischen Kommunen ermöglicht, sei bisher nur bis Ende kommenden Jahres abgesichert. „Jugendprogramme für eine starke Zivilgesellschaft stehen in Frage, während autoritäre Denkmuster europaweit auf dem Vormarsch sind“, so Jakob weiter. „Ich mache mir Sorgen, dass da was ins Rutschen gerät.“

Gemeinsam nach Lösungen suchen

Was geschehen muss, um die Jugendarbeit in Europa zu abzusichern, darüber haben die Teilnehmenden des Symposiums in Arbeitsgruppen diskutiert. Angeleitet von Expertinnen und Experten ging es um die Arbeitsbedingungen der Fachkräfte, um die psychische Gesundheit von Jugendlichen sowie um Konzepte für mehr Inklusion. Dass internationale Jugendprojekte ihre positiven Wirkungen vor allem dann entfalten, wenn sie in dauerhafte lokale Strukturen der Jugendarbeit eingebunden sind, wurde in einer weiteren Arbeitsgruppe deutlich. Außerdem fand ein Austausch darüber statt, welche gemeinsamen Interessen aktive junge Menschen und diejenigen haben, die über die Finanzierung von Jugendarbeit entscheiden.

Rund ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den vierzehn Ländern waren Jugendliche, die im Rahmen des Netzwerks von Generation Europe – The Academy selbst in internationalen Projekten aktiv sind. Fachkräfte der Jugendarbeit stellten ein weiteres Drittel des Plenums, ergänzt um Vertreter*innen von zuständigen Ministerien, kommunalen Verantwortlichen, anderen Fördermittelgeber*innen und Wissenschaftler*innen. Die Einbindung von so vielen Jugendlichen in die internationale Fachtagung sei Teil des Konzepts, sagt Jocelyne Jakob. „Viel zu häufig finden Beratungen über Jugendpolitik ohne diejenigen statt, die am direktesten von den Auswirkungen betroffen sind. Diese Barrieren wollen wir überwinden, um Jugendarbeit in Europa gemeinsam auf eine stabile Basis zu stellen.“

Mehr Eindrücke vom European Youth Work Symposium 2024:

Mehr zum Programm, den Arbeitgruppen und den eingeladenen Expert*innen des European Youth Work Symposiums 2024 erfahren Sie hier.