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Synergieeffekte in der Jugendarbeit: Überlegungen aus Weimar

Im Namen des Generation Europe Netzwerks nahm Balint Josa an der internationalen Konferenz „Critical youth work? Rethinking and re-imagining conceptual approaches, (un)learning democracy and human rights in times of shrinking and contested civic spaces“ in Weimar teil. Die Konferenz wurde von unserem Netzwerkpartner EJBW Weimar organisiert. Dies ist Balints Bericht über die Teilnahme.

Vom 12. bis 17. Mai 2024 hatte ich das Privileg, an der Critical Youth Work-Konferenz in Weimar teilzunehmen. Die Konferenz brachte Jugendarbeiter*innen, Pädagog*innen und Aktivist*innen aus ganz Europa zusammen, die sich alle den Herausforderungen widmeten, vor denen die demokratische Zivilgesellschaft heute steht. Interessanterweise fand parallel zu unserer Veranstaltung ein weiteres wichtiges Treffen statt, nämlich die European Academy on Youth Work in Slowenien. Obwohl wir durch die Entfernung getrennt waren, stimmten unsere Ziele auf bemerkenswerte Weise überein, und wir schickten uns auch gegenseitig unterstützende Botschaften. Bei beiden Veranstaltungen ging es darum, Innovationen in der Jugendarbeit zu fördern und Wege zu finden, um auf die raschen Veränderungen zu reagieren, die junge Menschen in unserer Gesellschaft betreffen.

Die Elefanten im Raum ansprechen

Eine Rolle, die ich in Weimar gespielt habe, war die Teilnahme an der ersten Podiumsdiskussion über die „Elefanten im Raum“ – Themen, die Jugendarbeiter*innen häufig sehen oder spüren, oder die Auswirkungen auf ihre Arbeit haben, für die aber keine einfachen Lösungen gefunden werden können oder die außerhalb unserer normalen Reichweite liegen, etwa Konflikte und globale Lockdowns. In der Regel haben wir auch keine Zeit oder Motivation, nach Wegen zu suchen, sie zu beeinflussen. Aber letztendlich haben sie doch Auswirkungen auf uns oder die Teilnehmer*innen der von uns organierten Angebote. Dazu gehören:

  • Die politische Sphäre ist stark gespalten und der Populismus scheint an Boden zu gewinnen. Ein großes Problem ist, dass es an einer fortschrittlichen Vision mangelt. Es fehlt sogar eine klare Definition des Problems, so dass einfache Antworten auf komplexe Probleme bei der Mehrheit der Wähler und ihren Kindern oft besser ankommen. Es ist nicht einfach, über komplexe Themen wie Migration oder Inklusion zu diskutieren, wenn uns praktikable Lösungen fehlen.
  • Inklusion unterprivilegierter Gruppen: Die Jugendarbeit muss integrativer werden und alle jungen Menschen vertreten, um sicherzustellen, dass ihre Stimme gehört wird und sie sich beteiligen und eine verantwortliche Rolle übernehmen können, anstatt nur als Alibi für Politiker*innen oder die Zivilgesellschaft zu dienen. Dies gilt auch für den Bereich der Jugendarbeit und schließt einen Prozess zur Erneuerung des Sektors ein.
  • Einstellung zur Jugendarbeit: Wir müssen beweisen und zeigen, dass Angebote der Jugendarbeit nicht nur Freizeitbeschäftigung oder ein Hobby für junge Menschen darstellen. Wir müssen die Gesellschaft und die Entscheidungsträger*innen davon überzeugen, die Jugendarbeit als integralen Bestandteil der gesellschaftlichen Entwicklung zu betrachten, damit die Haushaltskürzungen nicht mehr zuerst unser Arbeitsfeld treffen. So wollen wir erreichen, dass unsere Forderungenbei der Festlegung der politischen Agenda Gehör finden können.

Mein Workshop am nächsten Tag war noch spezifischer. Es ging darum, wie Verleumdungskampagnen funktionieren und wie populistische, extremistische und diskriminierende Narrative funktionieren. Wir erörterten, wie sich Nichtregierungsorganisationen dagegen schützen können und wie alternative Gegennarrative aufgebaut werden können, um sich gegen diese Diffamierung zu wehren. In einer wachsenden Zahl von Ländern besteht die Tendenz, dass Menschenrechtsaktivist*innen und zivilgesellschaftliche Rechtsbeobachter*innen, aber auch einfache und gewöhnliche Organisationen, die sich für Inklusion einsetzen, als ausländische Agenten abgestempelt und in den Medien angegriffen oder sogar rechtlich verfolgt werden. Es ist Teil der Integrität unserer Arbeit, diese Verleumdung zu erkennen und zu bekämpfen.

Gemeinsame Ziele und Synergieeffekte

Während der gesamten Konferenz wurde deutlich, dass unsere Ziele eng miteinander verknüpft sind. Ob in Weimar oder in Slowenien, wir arbeiten alle für die gleiche Sache: ein integrativeres und unterstützendes Umfeld für die Jugendarbeit. Unsere Bemühungen zu bündeln und von den Erfahrungen der anderen zu lernen, ist der Schlüssel zu bedeutenden Fortschritten. Die Diskussionen in Weimar waren lebhaft und aufschlussreich, und die Teilnehmer*innen tauschten innovative Ansätze und praktische Lösungen aus. Wir erforschten neue pädagogische Methoden und konzeptionelle Rahmen, um die drängenden Probleme der Jugend von heute besser anzugehen. Besonders bewegt haben mich die Geschichten von jungen Menschen, die trotz großer Herausforderungen in ihren Gemeinden spürbare Veränderungen bewirken. Ihr Durchhaltevermögen und ihre Entschlossenheit sind ein Zeugnis für die Kraft der Jugendarbeit.

Blick in die Zukunft

Die Synergien zwischen unserer Konferenz in Weimar und der Europäischen Akademie für Jugendarbeit in Slowenien haben gezeigt, wie wichtig gemeinsames Handeln ist. Das Netzwerk von Generation Europe – The Academy wird dazu beitragen: Es gibt bereits Pläne für künftige Treffen, darunter das Europäische Jugendarbeits-Symposium „Building Bridges, Breaking Barriers“, das am 28. Oktober 2024 in Dortmund stattfinden wird. Diese Veranstaltung wird sich weiter auf die lokale Wirksamkeit und die Notwendigkeit einer stärkeren Unterstützung von Jugendarbeitsstrukturen konzentrieren. Auch ein Großteil unserer Lobby-Strategie, die wir im Rahmen des Generation Europe-Netzwerks umsetzen, trägt diesem Aspekt Rechnung.